Heu ist nicht gleich Heu: Was Pferde wirklich brauchen
Die Qualität von Heu entscheidet über Gesundheit, Verdauung und Wohlbefinden unserer Pferde. Doch worauf kommt es wirklich an – und warum?
Ein Blick in die Vergangenheit: Warum Pferde Gras brauchen
Pferde haben sich über Millionen Jahre von blätterfressenden Urpferden zu spezialisierten Grasfressern entwickelt. Ihr Verdauungssystem ist darauf ausgelegt, kontinuierlich strukturreiche Nahrung wie Gräser aufzunehmen. Diese Spezialisierung ist effizient – aber auch empfindlich. Schon kleine Fehler in der Fütterung können große gesundheitliche Auswirkungen haben.
Artgerechte Pferdeernährung: Orientierung an der Natur
Wildpferde fressen das, was die Natur ihnen bietet: eine Mischung aus Gräsern, Kräutern und strukturreicher Pflanzenkost. Hauspferde haben zwar gezüchtete Eigenschaften – aber ihr Verdauungssystem hat sich kaum verändert. Deshalb ist es sinnvoll, sich bei der Fütterung an ihren wildlebenden Verwandten zu orientieren.
Die Rolle des Heus in der modernen Pferdefütterung
Pferde sind Dauerfresser und benötigen ständige Futteraufnahme – auch außerhalb der Weidesaison. Heu stellt die Basis dar und muss die physiologischen Anforderungen erfüllen. Dazu zählen mechanische Eigenschaften (Struktur, Rohfaser) ebenso wie biochemische (Mikronährstoffe, geringe Keimbelastung).
Woran erkennt man gutes Heu?
- Erntezeitpunkt: nach der Blüte, aber vor der Samenbildung – für hohe Nährstoffdichte
- Graslänge: über 30 cm – ideal für Verdauung und Fasergehalt
- Trocknung: schonend, mit wenig Staubentwicklung und möglichst wenig Bodenkontakt
- Farbe & Geruch: grünlich, frisch – nicht muffig oder staubig
- Feuchtigkeit: unter 15 %, besonders in Großballen
Häufige Probleme durch minderwertiges Heu
Zu spät geerntetes oder unsauber getrocknetes Heu kann Schimmel, Bakterien und Nährstoffverluste enthalten. Das führt zu Atemwegserkrankungen, Verdauungsproblemen oder Mangelerscheinungen. Auch stark gedüngte oder übernutzte Wiesen liefern oft nur noch leere Faser ohne Inhaltsstoffe.
Wie wirkt sich die Lagerung auf die Qualität aus?
Frisch gepresstes Heu sollte mindestens 10–12 Wochen lagern. In dieser Zeit sterben potenziell schädliche Mikroorganismen ab, wodurch die Belastung sinkt. Zu frühes Verfüttern kann hingegen das Immunsystem belasten – besonders bei empfindlichen Pferden.
Warum selbst gutes Heu nicht immer ausreicht
Viele Böden sind ausgelaugt, Kräuterbestände schrumpfen. Dadurch fehlt es dem Heu an sekundären Pflanzenstoffen und Mikronährstoffen. Auch Hochleistungsgräser enthalten oft zu wenig davon. Das Ergebnis: Heu sieht gut aus, liefert aber nicht alles, was Pferde brauchen.
Kräuter und Ergänzungsfutter: Sinnvolle Unterstützung
Durch die gezielte Ergänzung mit hochwertigen Kräutermischungen und Mineralfutter können Fütterungslücken geschlossen werden. Gerade bei Stoffwechselbelastungen, älteren Tieren oder während des Fellwechsels ist das sinnvoll. Wichtig ist dabei: Qualität, Natürlichkeit und bedarfsgerechte Dosierung.